Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Andelfingen (Bezirk Andelfingen)

I B Verträge auf Papier

darunter:
Quittung 1699 betr. Auskauf der Kirchgemeinde Dorf aus dem Kirchengut Andelfingen; konkursrechtliche Akten 18. Jh. (Übernahme von Konkursmassen durch die Kirchgemeinde Andelfingen).

II A Akten

darunter:
Verzeichnisse der Kirchenstühle 1667 und 1734 (sog. «Stuhlbücher »); Rödel um Einnahmen und Ausgaben des Kirchenund des Armengutes 1625–1672, 1690–1723–1733.

IV A Bände

Urbare über die der Kirche Andelfingen zustehenden Grundzinsen und Gülten: Urbar 1516 (inkl. Nachträge wie z. B. 1544; eingebunden in einen Grundzinsrodel, Pergament, 15. Jh.); undatiertes Urbar (angelegt Mitte 16. Jh., inkl. Nachträge 1592/94); Urbar 1535 (inkl. Nennung des Untervogts, der geschworenen Vierer und der Kirchenpfleger, Nachträge 16. Jh.); Urbar 1594 (inkl. Nennung der Behörden und Nachträge bis 1642); zwei Register 1635, 1642 und 1700 zu nicht mehr vorhandenen Urbaren; «Zinsrodel» 1676 betr. die der Kirchgemeinde zustehenden Zinsen ab Schuldkapitalien (Zinskontrolle bis 1731).

Pfarrarchiv Andelfingen (integriert im Kirchgemeindearchiv)

Fragmente von Protokollnotizen und chronologischen Aufzeichnungen (16.–)18. Jh.; Versorgungen und Inhaftierungen von Kirchgenössigen zu Andelfingen in Zürich 17./18. Jh.; Listen mit Austeilung des Almosens 1697 und 1698, Brotund Getreideverteilung 1770, Übersicht der Armenausgaben zu Adlikon 1778–1797; allgemeine obrigkeitliche Mandate 17./18. Jh.; Erlasse des Landvogts 18. Jh.; Bescheinigung für eine Konvertitin zum reformierten Glauben 1784; umfangreiche und vollständige und deshalb quellenmässig wertvolle Sammlung von Zuschriften und Beschlüssen des Ehegerichts in Zürich an den Pfarrer zu Andelfingen betr. Ehe-, Sittenund Vaterschaftsangelegenheiten in der Kirchgemeinde Andelfingen 1648–1798.

Ehemalige Armengemeinde Andelfingen (im Kirchgemeindearchiv)

Zinsrodel der Kirche Andelfingen, angelegt 1518

IV A 1: Zinsrodel der Kirche Andelfingen, angelegt 1518. Die Kirchgemeinde Andelfingen umfasste damals auch Dorlikon, Volken und Dägerlen. So erscheinen als Zinspflichtige auf der abgebildeten Stelle Heitz Basler und Kleinruodi Basler, welche der Kirche Andelfingen jährlich 1 Pfund Wachs zu entrichten hatten. Das Titelblatt dieses Rodels führt nebst dem «Kirchherrn», nämlich «Meister Mathis», bzw. Pfarrer Mathis Rahm, auch die beiden Kirchenpfleger Hans Stucky und Bartli Müller auf. Eingebunden ist der Rodel in einem mit der Neuverzeichnung ungültig gewordenen pergamentenen Zinsrodel des 15. Jh. In anderer Schrift sind spätere Zinspflichtige nachgetragen, ebenfalls eine mit 1544 datierte Ablösung eines Zinspostens.

 

II A Akten

Armenrödel 1671–1719 und 1771/75; Übernahme von Konkursgut zu Alten 1643 durch Private; Einnahmenrödel an Grundzinsen 18. Jh.; bürgerrechtliche Belange einheiratender Frauen 1697.

Politische Gemeinde Andelfingen

I A Urkunden auf Pergament

33 Urkunden 1403, 1548–1791; darunter:
Kaufbrief 1403 um den Meierhof zu Andelfingen; «Wasserteilung » bzw. Nutzung der Wasserkraft des Freibaches im Flecken Andelfingen 1548 zwischen der Gemeinde und dem oberen Müller einerseits und den Inhabern von Mühle und Sage der Flachmüller und verschiedenen Privaten anderseits; Erneuerung der Dorfoffnung 1549 (Marchenbeschrieb des Bannes der Nutzniessung des Fleckens Andelfingen); Verträge 1559, 1658, 1675 zwischen Andelfingen und Humlikon betr. gemeinsamen Weidgang im Grenzgebiet; Einzugsbriefe 1561, 1587, 1660; Erlass der Obrigkeit 1566 zum Münzwesen und Erbrecht in der Herrschaft Andelfingen; obrigkeitliche Abweisung 1572 des Baus einer Gerbe am Freibach wegen zu grosser Belastung des Baches durch Gerbereiabfälle; Urkunde betr. Erwerb und Lehenschaft 1587 der unteren Gill durch die Gemeinde Andelfingen als Allmend (bis anhin Wassergebiet); obrigkeitliche Beurkundung 1615: Grossandelfingen gewährt Kleinandelfingen, Wasser mittels Känneln über die Thur für Wässerung und Brunnen zu leiten; Urkunden betr. Verleihung 1621 der oberen Fischenz an der Thur an Hönysen von Alten und Kauf 1634 dieser Fischenz durch die Gemeinde Andelfingen; Lehenbriefe um diese Fischenz 1706, 1716, 1748; Urkunde 1625 betr. Verkauf an die Bürger und Absicherung der Grundzinsen des der Gemeinde Andelfingen gehörenden und dem Spitalamt Winterthur lehenpflichtigen Meierhofes; Kaufbrief 1669 mit Verkauf des «oberen Wirtshauses» mit Tavernenrecht sowie der Zehntenrechte zu Andelfingen durch die Erben Arbenz um 13 000 Gulden an die Gemeinde Andelfingen; obrigkeitliche Festlegung 1674 des Einkaufsgeld für nach Andelfingen einheiratende auswärtige Frauen; Spruchbrief 1729 zum «Thurstreit» zwischen Andelfingen und Alten betr. Fächer, Wasserverbauungen, Flurgrenzen, Grundbesitz; Kompromiss 1791 zwischen Gross- und Kleinandelfingen betr. Wasserverbauungen und damit zusammenhängende Grundverhältnisse.

I B Verträge auf Papier

27 Dokumente 16.–18. Jh.; darunter:
Urteil 1572 des Gerichts Ossingen betr. Abweisung des Baus einer Gerbe im Flecken wegen Wasserverunreinigung; Abschriften von Dokumenten 1583 und 1615 betr. Wasserrechte und Wasserzufuhr über die Thur im Verhältnis von Gross- zu Kleinandelfingen und der Mühlen; weitere Kopien betr. Wasserrechte 17./18. Jh.; Nutzung des Dorfbachs zur Anlage eines Weihers durch Pantli Arbenz 1616 abgelehnt; Dokumente 17./18. Jh. zu Fischenz und zu Wasserverbauungen an der Thur (vor allem in Bezug auf Alten und Kleinandelfingen).

II A Akten

darunter:
Weidgangssachen (Kopie 1805 in Bezug auf gemeinsame Weiderechte mit Adlikon 1545, Weiderecht der Gemeinde 1654 im Schlosstobel der Herrschaft Andelfingen, Marchenbeschreibungen des Nutzbannes der Gemeinde); Akten 1579 und 1595 betr. Bürgschaft der Gemeinde Andelfingen für die Dorfgemeinden Dorlikon, Oberwil und Henggart für deren Schuldverschreibung von 1500 Gulden (!) gegenüber dem Spital St. Gallen; sechs Verzeichnisse und Register 17. Jh. zur Grundzins- und Schuldzinsverwaltung der Gemeinde; Wuhrung und Marchen an der Thur im Verhältnis zu Kleinandelfingen und Alten 18. Jh.; Brunnenwesen 18. Jh.

III A Jahresrechnungen

Jahresrechnungen 1658–1798 (mit wenigen Lücken im 17. Jh.): Zeugnisse einer grossen Gemeindeökonomie: Ein- und Ausgaben an Grundzinsen (u. a. wohl Tragerschaft von Lehengütern wie dem Meierhof); Einnahmen an Zehnten (Arbenz’scher Zehnten), Schuldzinsen, Verkauf von Naturalien, Zinsen ab dem Gemeindehaus, der Gemeindemetzgerei und div. Gemeindegütern und -liegenschaften, Verkauf von Sagund Bauholz; Ausgaben für Beamtenlöhne, an Steuern für Brand- und Unwettergeschädigte, an Arme, Verbrauch von Wein und Geld für die verschiedensten Dienstleistungen zugunsten der Gemeinde; Ausgaben für das öffentliche Bauwesen; Listen der Schuldner, Schuldkapitalien und Schuldzinsen gegenüber der Gemeinde; bedeutendes Gemeindegut von über 14 000 Pfund schon in den 1660er-Jahren, das sich bis gegen Ende des 18. Jh. mehr als verdoppelte.

IV A Bände

1a bis 1k
Urbare und Zinsbücher: «Der Gmeind Andelfingen Grundzins-Urbar», undatiert, 2. Hälfte 16. Jh., mit undatierten und datierten Nachträgen (bis 1642), Grundzinsen ab dem dem Spital Winterthur grundzinspflichtigen Meierhof zu Andelfingen (die Gemeinde hat diesen Hof von Schaffhauser Bürgern gekauft und unter ihre Bürger in Teilen weiter verkauft); sie ist dem Spital als Trager den gesamten Grundzins schuldig und zieht diesen aufgrund dieses Urbares ein (inkl. Erwähnung 1627 der Gemeinde gehörender Trinkbecher); Grundzinsurbar, erneuert 1626, Tragerzinsen gegenüber der Gemeinde (Inhalt wie oben), Nachträge bis 18. Jh.; Grundzinsurbar, erneuert 1644 (Inhalt wie oben), Nachträge; «Zins-Buch», angelegt 1680: Zinsen gegenüber der Gemeinde wie oben, also bezüglich Meierhof, jedoch nun teilweise statt in Naturalien in Geld fällig, sowie Zinsen von Darlehen der Gemeinde inkl. Zinskontrolle bis 1708; «Zins-Buch», angelegt 1708 (Inhalt wie oben, der Meierhof nun offenbar als «Schlosshof» bezeichnet), Nachträge, Zinskontrolle bis 1747 (–); «Urbar über das sogenannte Jossen- Güetli», angelegt 1714 (Lehengut des Prokureiamtes Winterthur, für das die Gemeinde die Tragerschaft für den Grundzins übernommen hat), Zinskontrolle bis 19. Jh.; Grundzinsurbar, angelegt 1741 (Erneuerung der Urbare von 1626 und 1644), Nachträge und Loskaufvermerke 19. Jh., tabellarische Übersicht über die 1816 bei der Gemeinde ausstehenden Grundzinsen; Zinsbuch: Kontrolle der eingegangenen Naturalzinsen 1720–1747; Zinsbuch: Kontrolle der eingegangenen Geldzinsen 1747–1818.

2
Verzeichnis der an der Januargemeinde gewählten Beamten 1686–1799, Nachträge bis 1805. Beamte: Zwei alte Vierer, zwei neue Vierer, zwei Seckelmeister, zwei Kirchenpfleger, einen Weibel, einen Schulmeister und einen Mesmer, je zwei Fechter und Weingeschirr-Sinner (Eichen der Hohlund Flüssigkeitsmasse), einen Metzger, einen Stubenmeister, zwei Fleischschätzer, zwei Wein- und Brotschätzer, einen Ableser, zwei Baumeister, einen Foster (Flurhüter), zwei Wächter, einen Fischer, einen Kuh- und einen Schweinehirten, je sechs alte und neue Richter. 3 «Bauholz-Protokoll» 1787–1839: Detaillierte jahrweise Verzeichnisse des von der Gemeinde bezogenen Bauholzes mit Angabe der Bezüger, Holzart, Menge und des Verwendungszweckes.

Beamtenverzeichnis Andelfingen

IV A 2: Beamtenverzeichnis. Wie üblich an der Bächteligemeinde wurden auch am 2. Januar 1699 die Gemeindebediensteten bestellt. Die hier vorkommenden Beamtungen weisen doch recht deutlich über eine einfache Bauerngemeinde hinaus. Das reichhaltige Beamtengefüge belegt Andelfingen als Verwaltungsund Marktzentrum: zwei alte Vierer, zwei neue Vierer, zwei Seckelmeister, zwei Kirchenpfleger, je einen Schulmeister, Mesmer, Metzger, Stubenwirt, Weibel, zwei Fleischschätzer, zwei Wein- und Brotschätzer, der Ableser, zwei Baumeister, zwei Voster (Flurwächter), ein Fischer, zwei Wächter.

 

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