Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Bassersdorf (Bezirk Bülach)

I A Urkunden auf Pergament

6 Urkunden 1507–1550 sowie Pergamentheft 1579: Urkunde eines päpstlichen Gesandten1507 mit Aufwertung der Kapelle Bassersdorf (die Bewohner von Bassersdorf und der Höfe Nürensdorf, Hakab, Baltenswil, Oberwil und Birchwil sind berechtigt, die Apostelfeiertage in der Kapelle Bassersdorf zu begehen, statt wie bisher in der Kirche Kloten); Bestätigung 1510 der Urkunde 1507 durch das Konstanzer Episkopat; Urteilsspruch 1527 betr. eigenmächtige Verminderung des Pfrundeinkommens von Pfarrer Michael Zinninger durch die Gemeinde (da dieser infolge der durch die Reformation wegfallenden Sakramente weniger zu tun habe); obrigkeitliche Gottesdienstregelung 1527 für die Kapelle auf der Breite, wo der Leutpriester von Kloten zweimal wöchentlich Predigt zu halten hat; obrigkeitlicher Urteilsspruch 1550 im Streit zwischen den Kirchgenossen zu Bassersdorf und denen auf der Breite betr. ihre Weigerung, an Baukosten von Kirche und Pfarrhaus zu Bassersdorf beizutragen, da Breite eine eigene (wenn auch vom Pfarrer von Bassersdorf versorgte) Kirche mit Begräbnis und Taufe sei (Urteil: Breite muss an die Baukosten in Bassersdorf beitragen); Verzeichnis, «Urbar» über das jährliche «Einkommen» der Kirche Bassersdorf 1579. Die Urkunden belegen einerseits exemplarisch die Ablösung einer Filialkirche und -pfarrei von der Mutterkirche (Bassersdorf von Kloten) und anderseits das Verhältnis einer Mutterkirche zu einer Kapelle (Bassersdorf und Breite).

II A Akten

darunter:
Almosenwesen 18. Jh.; vollständige Sammlung der die Kirchgemeindemitglieder betreffenden Ehe- und Paternitätsakten 18. Jh.; vollständige Sammlungen der Mandate und Erlasse der Obrigkeit und der Landvögte 18. Jh.; ungebundenes Protokoll des Stillstands 1765–1802; Hebammenscheine des Zürcher Stadtarztes Hans Caspar Hirzel, Ende 18. Jh.

III A Jahresrechnungen

Rechnungen von Kirchen- und Armengut 1694–1797: Bauausgaben für das Kirchengebäude (Löhne, Material), Schuldbriefe und -zinsen zugunsten der Kirche, Einzugsgelder für «fremde Weiber» (mit Namen der eingeheirateten Frauen), Ausgaben für Almosenwesen, Tischgelder (Verdingkinder), Unkosten anlässlich der Austeilung von Winterkleidern und des Transportes von Mehl von Zürich für die Armen, vielfältiges Belohnungswesen: Hebammen, Schulmeister, Sigrist, Kirchenvorgesetzte, Sänger, Unkosten für Gottesdienste, Ehegaumermahl usw.

IV A Bände

1.1
Einnahmenverzeichnis der Prädikatur und Pfarrpfrund Bassersdorf an jährlichen Geld- und Kernenzinsen und an Gülten, verfasst 1541 durch Landschreiber Melchior Grossmann. Vorn eingeklebt: durch Heinrich Bullinger persönlich verfasster und signierter Synodalbeschluss 1539 betr. pfarrherrliche Versorgung der Kapelle Breite durch Pfarrer Zinninger sowie Beschluss 1529 zur Aufbesserung des Pfrundeinkommens zu Bassersdorf ab dem Wettinger Widumgut. Originaleinband aus geprägtem Schweinsleder, Pergamentblätter.

1.2
Urbar über die dem zürcherischen Spitalamt zustehenden Zehnten 1659, verfasst von Hans Conrad Gyger mit «Zutun der Gemeindegenossen». Prachtband; originaler Ledereinband mit Beschlägen und Schliessen, Pergamentblätter. Beschreibung zum Zehntenplan (s. unten).

2, 3
Zinsbuch der Pfrund und Verzeichnis der Kirchenorte 18. Jh.

V. Pläne

(11)
Zehntenplan 1659, geschaffen von Hans Conrad Gyger (zu Urbar IV A1.2), koloriert, Pergament, 87/65 cm.

(12)
Plan über den Tausch von Zehntenrechten im Bereich von Baltenswil 1726, geschaffen von Vermesser Hans Jakob Lavater, Pergament, 45/39 cm.

Zehntenplan 1659 Bassersdorf

Zehntenplan 1659: Ausschnitt mit dem Siedlungsbild von Bassersdorf. Hans Conrad Gyger kartographiert hier die dem Spital in Zürich zustehenden zehntenpflichtigen Fluren im Gemeindebann. Diese Pläne geben über die Zehntenrechte hinaus plastischen Einblick in die genossenschaftliche Flurverfassung, wie sie vom Mittelalter bis in das 19. Jh. herrschte. Gut erkennbar sind die Einschläge von Reben in der Ackerflur in unmittelbarer Dorfnähe, was auf Intensivierung und Spezialisierung der Landwirtschaft seit dem 16. Jh. hinweist.

Politische Gemeinde Bassersdorf

(1904 deponiert im Staatsarchiv)

I A Urkunden auf Pergament

36 Urkunden 1346–1642, 1904; darunter:
Rechtsinstrumente um die Zehntenrechte zu Bassersdorf 1346–1431; Urkunden um Verleihung und Handänderungen des Hofes Birchwil 1366–1473; Erteilung 1509 eines Schwellen-, Wuhr- und Wässerungsrechts für die Büchler von Kloten in der Bassersdorfer Allmend im Grundel durch die Dorfgemeinde Bassersdorf; Rechtsinstrumente 16./17. Jh. um Bach und Wässerungsrecht; Spruchbrief 1512 betr. die Kriegsdienstpflicht des Spitalhofes zu Baltenswil (Zusammenhang mit den Mailänder Feldzügen 1512; der Hof ist mit Bassersdorf und nicht mit Illnau reisepflichtig); Spruchbrief 1527 betr. Unterhaltspflicht der Landstrasse von Wallisellen bis Aubrugg (Bassersdorf, Brütten und Wallisellen einerseits, Dietlikon und Rieden anderseits); Schuldverschreibungen der Gemeinde Bassersdorf 16./17. Jh.; Spruchbrief 1547 im Streit um Zehntenrechte zu Bassersdorf zwischen dem Spital Zürich und der Abtei Wettingen; Einzugsbrief 1566.

I B Verträge auf Papier

25 Dokumente, zumeist zeitgenössische Abschriften; darunter:
Weidgang- und Flurstreite zwischen Bassersdorf und Baltenswil 17./18. Jh.; Wegrechte, Brunnenrecht 18. Jh.; Wasserrechtsverhältnisse zwischen der Mühle zu Kloten und Bassersdorfer Bürgern 18. Jh.; Unterhaltspflicht der 1724 neu errichteten Glattbrücke bei der Herzogenmühle; Gemeindeordnung 1777; Kompromissspruch zwischen der Gemeinde Wallisellen und 17 Gemeinden und Höfen an der Winterthurerstrasse (bis Winterberg und Lindau, inkl. Bassersdorf) betr. Unterhalt der Landstrasse ab der Aubrugg 1791; Wässerungsrecht und Untermühle Bassersdorf 1791.

II A Akten

Schuldverschreibungen der Gemeinde 17. Jh., Einzugsbrief 1734.

Schuldbrief der Gemeinde Bassersdorf, 1692

II A 1d: Schuldbrief der Gemeinde Bassersdorf vom 7. Oktober 1692. Die drei «Vorgesetzten» der Gemeinde, nämlich Abraham Steiner, Untervogt, Rudolf Maag, Seckelmeister, Thomas Steiner, Geschworener, nehmen im Namen der Gemeinde 1000 Gulden von der Zunft zur Saffran in Zürich auf. Als Pfand stellen sie sämtliche liegende Güter der Gemeinde, einschliesslich aller Nutzungsrechte. Die Missernten und Getreideverknappung durch ausländische Kriege führten in den frühen 1690er-Jahren zur weiteren Verarmung und zu Hunger. Um das sehr teure Getreide für Nahrung und Aussaat kaufen zu können, mussten sich viele Gemeinden massiv verschulden. Die Reste dieser Schuld konnte Bassersdorf erst 1831abtragen.

 

IV A Bände

1
Rechnungs-, Zins- und Gemeindebuch 1720–1799, mit Register, darin: Schuld- und Grundzinsen von Bürgern gegenüber der Gemeinde; Schuldzinsen der Gemeinde gegenüber ihren Gläubigern; einzelne Einnahmen der Gemeinde von Einzugsund Bürgerrechtsgeldern, von verkauftem Holz und Sagholz, von Totenbäumen, von Bussen, von Eicheln, von Weidgeldern, von Heugeldern, von verpachteten Gemeindegütern; Ausgaben für Besoldungen und Sporteln von Gemeindevorgesetzten und -bediensteten, des Wächters, der Hebamme, Unterhalt usw. des Gemeindestiers, Viehversicherung 1771, Protokolleintrag betreffend das Neudecken der Glattbrücke bei der Herzogenmühle durch die Gemeinden an der Winterthurerstrasse 1746, Notizen über das Besorgen des Gemeinwerkes (es dürfen anstelle Erwachsener keine Kinder und Buben delegiert werden), vielfältige Hinweise zur Gemeindeökonomie.

Bemerkung: Insgesamt vollständige Überlieferung zum Zehnten 14./15. Jh., umfassende Dokumentation des Hofes Baltenswil 14.–18. Jh., einschliesslich der flurrechtlichen Belange in Beziehung zu Bassersdorf, Unterhalt von Glattbrücken und Winterthurerstrasse 16.–18. Jh., Wässerungsrechte 16.–18. Jh. auch bezüglich der Mühlen, fazettenreiches Bild der gesamten Gemeindeökonomie 18. Jh.

Nachtrag

Staatsarchiv Zürich; Pfrundurkunden C IV 5.1.4 – 1.25:

22 Pfrundurkunden 1482–1628: Zinsbriefe aller Art u. a. betr. die St.-Sebastians-Pfrund zu Kloten (1500), die St.-Johann- Kapelle und -kirche zu Bassersdorf (ab 1507), die Pfarrpfrund Bassersdorf und die Kirche zu Kloten; obrigkeitlich beurkundeter Vergleich 1536 im Streit zwischen der Abtei Wettingen und gemeiner Bauernsame zu Bassersdorf betr. Belohnung des Prädikanten zu Bassersdorf (Erstere hat das durch die Abtei reklamierte Widum des Klosters für die Pfarrbelohnung verwendet; im Vergleich werden die Besoldungsverpflichtungen der Parteien [auch in Bezug zur Mutterkirche und dem Pfarrer zu Kloten] festgelegt; interessante Herleitungen auch mit reformationsgeschichtlichen Aspekten).

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