Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Kyburg (Bezirk Pfäffikon)

I A Urkunden auf Pergament

3 Urkunden 1424–1536: Stiftungsbrief 1424 von Kunigund von Montfort, Gräfin von Toggenburg, mit Stiftung eines Hauses und Hofes im Vorhof Kyburg an Pfrund und Maria- Altar in der Kapelle Kyburg im Vorhof (d. h. in der Vorburg) zur Finanzierung einer Jahrzeit für ihren verstorbenen Ehemann Wilhelm von Montfort, sich selbst und die Vorfahren (zusätzlich: Festhalten einer gewissen fakultativen Geldleistung von Schultheiss und Rat zu Kyburg zum Unterhalt des Bildes «Ablösi», d.h. der Ablösung Christi vom Kreuz [Kreuzabnahme], in der Kapelle der Feste Kyburg); Zinsschuldbrief 1527 des Klosteramtes Töss gegenüber der Leutpriesterei zu Kyburg; Urkunde von Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich 1536 mit Übergabe von fünf Schuldbriefen an die Pfrund Kyburg (als Gegenleistung für den Empfang von der Pfrund Kyburg zustehendem Kapital); vierte Urkunde (Donationsbrief für die Kirche Kyburg 1722): Nicht mehr vorhanden.

II A Akten

darunter:
Zuschriften 1791–1795 der Zürcher Ehegerichtskanzlei an das Pfarramt Kyburg betr. Ehe- und Vaterschaftssachen von Pfarreiangehörigen; Zuschriften 18. Jh. vorgesetzter Behörden an das Pfarramt Kyburg zwecks Erhebung freiwilliger Brand- und Liebessteuern für Brandgeschädigte in anderen Orten; Verzeichnisse 17./18. Jh. der der Kirche und Pfrund Kyburg zustehenden Schuldinstrumente; «Bericht» 17. Jh. betr. Beschaffenheit und Zinsen des der Pfrund Kyburg als Erblehen zustehenden Hofes First; Verzeichnis 1788 der Einkünfte der Pfrund Kyburg (Bezüge des Pfarrers); Zuschriften 18. Jh. der Kanzlei Kyburg an den Pfarrer zu Kyburg zwecks seelsorgerischer Betreuung von zum Tod Verurteilten; Abrechnungen 1769–1802 um die Einkünfte und Ausgaben für das Almosenwesen der Gemeinde Kyburg (eigene Armensteuer, Bezüge von Almosenunterstützung von «Zürich» und «Winterthur»).

III A Jahresrechnungen

Mehrjahresrechnungen des Kirchen-, Almosen- und Steuergutes zu Kyburg 1700–1796 (mit Lücken); Jahresrechnung 1685 (1686) von Kirche und Gemeinde Kyburg.

IV A Bände

«Liber consistorialis pro Coetu Kyburgensi 1637»; in liturgisches Fragment eingebundenes Stillstandsprotokoll 1637– 1830. (Auffällig sind besonders im17. Jh. immer wieder grössere Eintragungslücken, welche von jeweils neu das Amt antretenden Pfarrherren im Protokoll bedauert werden.)

Stillstandprotokoll Kyburg, 1637

IV A 1: Oberer Teil des Einbands des 1637 wohl von Pfarrer Josias Eggstein angelegten Stillstandsprotokolls der Kirchgemeinde Kyburg (mit originaler Betitelung: «LIBER CONSISTORIALIS Pro Coetu Kyburgensi 1637»). Wie ein Vermerk im Vorspann lautet, hat das auf Pfingsten 1637angeschaffte Protokollbuch 1Pfund 12 Schilling gekostet. Das Protokoll umfasst die Jahre 1637–1830 und ist im 17. Jh. durch grosse Lücken gekennzeichnet, also durch Perioden, in denen nicht protokolliert wurde. Als 1675nach einem 30jährigen Unterbruch wieder mit dem Protokoll eingesetzt worden war, wurden einzelne Geschäfte der vergangenen Jahre aus der Erinnerung festgehalten. Auch im 18. Jh. fehlten in der kleinen Gemeinde protokollwürdige Geschäfte in dichter Reihenfolge, weshalb schliesslich fast 200 Jahre auf recht wenigen Seiten Raum finden.

 

Politische Gemeinde Kyburg

I A Urkunden auf Pergament

14 Urkunden 1446–1735; darunter:
Durch Herzog Albrecht von Österreich 1446 für Schultheiss, Rat und Bürger zu Kyburg erteiltes Privileg (Bestätigung der durch seine Vorfahren erteilten Freiheiten und Rechte); Vergleich 1476 im Streit zwischen den Bürgern in der Vorburg zu Kyburg und dem Hof Dettenried um Weide- und Holznutzungsrechte im Dettenriederwald (der Wald ist Eigentum der Bürger von Kyburg, der Dettenrieder Hof hat hier jedoch Weide- und Holznutzungsrechte, muss entsprechend aber auch für offene Landstrasse, forstlichen Schutz und Räumungsarbeiten bei «Landpresten» besorgt sein); Auskaufbrief 1554 betr. den obrigkeitlichen Heuzehnten im Sennhof für die Bürger des «Städtli» Kyburg; «Stägbrief» 1559 (Vergleich zwischen Landvogt zu Kyburg, dem «Flecken» Kyburg und der Stadt Winterthur betr. Hochwasserschutz, allfälligen Neuaufbau und Unterhalt des Töss-Steges im Linsenthal); gütlicher Vergleich 1564 im Streit zwischen der Gemeinde Kyburg und Hermann Hertenstein daselbst (Bewilligung für Hertenstein, der sich von seinen Geschwistern hat auskaufen lassen, ein zwölfstüdiges Hauses auf einer ertauschten Hofreite zu bauen und gewisse Nutzungsrechte zu geniessen); Einzugsbriefe 1582, 1655, 1735; «Vertragsbrief von den Brunnen im Schloss Kyburg» 1598 (Vergleich zwischen Landvogt und Gemeinde Kyburg: Zur Sanierung des ungenügenden Schlossbrunnens sollen Wasserversorgung und Brunnenwesen von Schloss und Flecken Kyburg koordiniert werden); Erblehenbrief und entsprechender Reversbrief 1618 mit Verleihung des sog. Bonstetterhofes des Zürcher Kornamtes und der Matte des Hertensteins an ein Bürgerkonsortium von Kyburg; obrigkeitlich der Gemeinde Kyburg erteiltes Privileg 1655, ein Weinumgeld (Umsatzsteuer auf Weinhandel) zu erheben (1/3 des Ertrags geht an die Obrigkeit); von der Obrigkeit 1696 für die «Burgerschaft zu Kyburg» ausgestellte Urkunden mit Bewilligung zum Abhalten von zwei Jahrmärkten, mit einer Ordnung für das Gericht der Gemeinde Kyburg und der Regelung für den gemeinen Weidgang und Holznutzen.

Privileg Kyburg, 1446

I A 6: Privileg von Herzog Albrecht von Österreich, ausgestellt am 14. Januar 1446 für Schultheiss, Rat und Bürger zu Kyburg. Der Herzog bestätigt der Botschaft von Kyburg, welche sich mit einschlägigen Dokumenten nach Diessenhofen begeben hat, in Anerkennung von «in den Kriegen» für das Haus Österreich erwiesene Treue und Gehorsam die von seinen Vorfahren Kyburg erteilten Freiheiten, Briefe, Urkunden, Rechte, Gewohnheiten sowie das alte Herkommen. Herzogliches Reitersiegel.

 

I B Verträge auf Papier

Urkunde 1454 von Bürgermeister und Rat der Stadt Winterthur mit beeidigter Zeugenaussage, welche Zehntenfreiheit innerhalb der beiden Gräben zu Kyburg bestätigt; obrigkeitlicher Urteilsspruch 1573, welcher den Flecken Kyburg in seiner Absicht schützt, einen aus Bonstetten stammenden Mann, der eine Kyburgerin geheiratet und der Schwiegermutter das Haus zu Kyburg abgekauft hat, wegen «Viele des Volks» nicht in Kyburg «haushablich einsitzen» zu lassen, sondern ihn auszuweisen; Vergleich 1581 des Landvogts zu Kyburg mit der Gemeinde Kyburg betr. Wasserversorgung des Schlossbrunnens.

II A Akten

Übersicht, Regesten, Register 1696 zu den den Flecken Kyburg betreffenden Rechtstiteln und Dokumenten; zeitgenössisches Protokoll verschiedener obrigkeitlicher Urteile und Beschlüsse 1505–1507, welche Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern von Kyburg und dem Schloss bzw. dem Landvogt zu Kyburg aufschlussreich dokumentieren (nach erfolgter Rodung und Umwandlung zu Äckern sowie faktischer Enteignung herrschaftlicher Wälder und Hölzer durch die Bürger von Kyburg wird Eigentum und herrschaftlicher Rechtscharakter der Fron- und Ehewälder Brunperg, Tugstein, Leymenegg, Dettenriederwald mittels Banns wieder hergestellt, inkl. Rückführung von gerodeten Flächen und Nichtigkeitserklärung von durch die Kyburger vorgelegten einschlägigen Rechtstiteln; Definition von Weide- und Holznutzungsrechten der Gemeinde Kyburg in diesen Waldbereichen; obrigkeitlicher Entscheid mit Beschränkung der Geschäfts- und Siegelkompetenz des Untervogtes zugunsten des Landvogts beim Herrschaftsgericht, dies im Gegensatz zu der von den Bürgern von Kyburg reklamierten Übung noch unter dem Haus Österreich); Abschrift dieses Protokolls 17. Jh. mit Zusätzen betr. gemeinsame Weiderechte derer von Kyburg mit denen von Ettenhausen, First, Wysnang (Weisslingen), Brünggen; durch den Landvogt 1683 ausgestellte quasi Aufenthaltsbewilligung für den von Regensberg stammenden Betreiber der Badstube zu Kyburg; Gemeindeordnung 1687 zur Behebung von Missständen im Spesenwesen; «Vergleichsbrief» 1738 im Streit zwischen den zum Musterungsplatz Kyburg und den zum Musterungsplatz Weisslingen gehörenden Orten und Siedlungen betr. «Schiessund Militärwesen» (u. a. steht der Bau eines Schützenhauses in Weisslingen mit entsprechender Ausstattung an Schützengut und «Ehrengaben» in Aussicht).

III A Jahresrechnungen

Jahres- und Mehrjahresrechnungen des Gemeindegutes Kyburg 1643–1700 (vor 1670 lückenhaft).

IV A Bände

1
«Verzeichnis und Beschreibung» 1626 der der Kirche Kyburg jährlich zustehenden Zinsen und Gülten (verfasst offenbar eigenhändig durch Landvogt Müller, inkl. Nachträge 17. Jh.).

2
«Protokoll um die Verhandlungen E. L. Gemeind Kyburg» 1736–1799: Protokolle der Beschlüsse der Januargemeinde und weiterer Gemeindeversammlungen in allen Gemeindeangelegenheiten wie Anschaffung einer Feuerspritze und Feuerwehrordnung 1793, Wahlen der Behörden und Beamten, Bussen bei Flur- und Forstvergehen, Belange der Flurund Nutzungsordnung; sodann: Protokolle des Kyburger Schultheissengerichts u. a. in privaten Schuldhändeln.

Nachtrag

Staatsarchiv Zürich; Pfrundurkunden C IV 5.5.7 bis 5.19:

13 Pfrundurkunden 1387–1559: Dokumente betr. St.-Katharina- und Maria-Altar in der Kapelle der Vorburg Kyburg (u. a. Gottesdienst, Einkünfte, Stiftungen).

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