Archivführer der Zürcher Gemeinden und
Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798

bearbeitet von Dr. Otto Sigg


  

Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rafz (Bezirk Bülach)

III A Jahresrechnungen

Einzelstücke: «Summarische» Auflistung der Einkünfte des Kirchengutes 1635 mit Schilderung der Armenverhältnisse 1634 durch Pfarrer Anton Ulrich, sodann Jahresrechnung 1655. In Serie erhalten: Drei- und Zweijahresrechnungen des Kirchengutes 1699–1793: Ausgaben u. a. für Besoldung des Pfarrers, Sigristen und Schulmeisters sowie für das Bauwesen des Pfarrhauses und Kirchenturms und für das Armenwesen. Zwei- und Dreijahresrechnungen des «Armengütli» 1754, 1756–1758, 1770/1771, 1782–1796.

Dreijahresrechnung der Kirchgemeinde Rafz, 1699 -1702

III A: Aus der Dreijahresrechnung der Kirchgemeinde 1699–1702. Unter dem Titel «Ussgeben Verbauwen» erscheint unter vielem anderen wie 12 Schilling für Baumöl [Öl für die Turmuhr] auch das Malen der beiden Zifferblätter der Turmuhr im Jahr 1701. Dafür brauchte der Maler 14 Arbeitstage; Wagner und Sigrist waren um das Gerüst besorgt. Frisch zu streichen waren auch die steinernen «Zürichschilt» im Bereich der Portale.

 

Politische Gemeinde Rafz

I A Urkunden auf Pergament

Ursprünglich 28 Urkunden 1327–1707 sowie Zehntenloskaufs- Instrument von 1813. Im Jahr 1907 wurden die Urkunden I A 1,2 und 3, und im Jahr 1954 die Urkunden I A 8,9 und 10 in die Urkundenabteilung des Staatsarchivs C II 6 Konstanz Nr. 648, 649, 540, bzw. C II 6 Konstanz Nr. 656a, 656b und 694 transferiert. Diese sechs Urkunden der Jahre 1327, 1341, 1459, 1551, 1552 und 1555 gehörten tatsächlich in den ursprünglichen Bestand der Konstanzer Urkunden des Staatsarchivs. Es sind Rechtsinstrumente zu Grundbesitz und -zinsen, die Schaffhauser Ämtern auf Höfen und Gütern zu Rafz zustanden. Allerdings sind diese Instrumente anlässlich des Loskaufs der Grundlasten entkräftet und aus dem Konstanzer Amt in Zürich rechtmässig nach Rafz gelangt, wo sie eigentlich hätten bleiben sollen. Betreffe der in Rafz verbliebenen Urkunden: «Meyer-Rodel » (wohl ursprünglich: «Maienrodel») 1482 in späterer Abschrift (Marchenbeschrieb und Verzeichnis der Vorstergarben bzw. der damit belasteten Güter und Abgabepflichtigen); Urteilsspruch 1498 im Streit zwischen Rafz und Lottstetten um Wunn und Weide und den Verkauf des Ackerets auf dem Hof Solgen (bisherige Rechte von Rafz werden bestätigt); Kauf- und Schuldgeschäfte der Gemeinde Rafz 16. Jh. wie Geldaufnahme von 200 Gulden und 600 Gulden 1596 und 1600; Einzugsbrief 1580; obrigkeitlich ausgestellter Vidimus 1595 eines Spruchbriefes 1472 im Streit zwischen Eglisau und Rafz (Weiderechte für Eglisau auf dem Bann Rafz für Rindvieh, Schweine und ev. Ziegen und im Gegenzug Recht der Rafzer, bei Krieg nach Eglisau zu flüchten); Urteilsspruch 1659 mit ähnlicher Thematik wie 1472; Vergleich 1599 zwischen Eglisau und Rafz betr. Quellenfassungen ; obrigkeitliche Regelung in Spruchbrief 1662 betr. Abzugs- und Erbschaftssteuer von 5 Prozent bei Zuzug und Erbschaft unter den Gemeinden Wil, Rafz, Hüntwangen und Wasterkingen sowie Glattfelden, Zweidlen und Eglisau; obrigkeitlicher Entscheid 1677/1711 betr. gegenseitige Verpflichtung zwischen dem Schaffhauser Gebiet und Rafz bei Einheirat von Frauen (Entrichtung eines silbernen Bechers oder von 10 Gulden); Bestätigung 1678 des Rechtes auf den kleinen Zehnten zu Rafz für verschiedene Berechtigte, da die bisherigen Rechtsinstrumente einem Brand zum Opfer gefallen sind (der Bezug des kleinen Zehnten verpflichtet zur Haltung von Zuchtstier und -eber); Urteilsspruch 1695 im Streit zwischen Rafz und Wil betr. gemeinsame und getrennte Weiderecht (inkl. Auskaufzahlung durch Wil); weitere Weidrechtsstreite frühes 18. Jh.; obrigkeitlicher Entscheid 1707 im Streit zwischen Eglisauern und Rafzern mit Beschränkung der Rafzer Metzgerei-Gerechtigkeit auf diese Gemeinde bzw. mit Verbot des Verkaufs von Fleisch ausserhalb die Gemeinde Rafz.

"Bürger- und Viehrodel von Rafz", 1745

I A 21: «Bürger- und Viehrodel von Rafz» 1745: Angabe der Anzahl der verschiedenen Nutztiere pro Besitzer (Pferde, Stiere, Kühe, Kälber, Schweine und Ziegen) als Grundlage für die Erhebung einer Gemeindesteuer für Unterstützung brand- und wettergeschädigter Gemeinden. Die Steuer entweder in Geld oder in Getreide wurde auf Grundlage des Viehbesitzes erhoben. In der Gemeinde besassen damals 160 Bürger insgesamt 4 Pferde, 67 Stiere, 82 Kühe, 26 Kälber, 176 Schweine und 48 Ziegen. Der Geschworene Heinrich Angst entrichtete mit 2 Zugstieren und 2 Schweinen 18 Kreuzer, der Kübler Conrad Sigrist mit 2 Ziegen 4 Kreuzer, der Müller Heinrich Neukom mit 1Pferd, 2 Zugstieren, 1Kuh, 1 Kalb und 4 Schweinen 40 Kreuzer.

 

II A Akten

darunter:
Nutzung, insbesondere Holznutzung durch den Pfarrer 1598; div. entkräftete Schuldbriefe zumeist im Zusammenhang mit Verschuldung gegenüber den «Steuermeistern der Steuerersatzung » der Gemeinde Rafz um 1701 und weitere ähnliche Schuldbriefe 1720/18. Jh.; Aufnahme von 400 Gulden durch die Gemeinde 1607; Bewilligung 1624 für Heinrich Vollmar, als Wasenmeister und Arzneikundiger in der Herrschaft Eglisau zu wirken; div. Grundzins- und Zehntenverzeichnisse 17./18. Jh. (u. a. bezüglich St.-Agnesen-Amt Schaffhausen); helvetischer Liegenschaftskataster von Agent Graf 1798; Marchenbeschreibung 1652 des Rafzerfeldes anlässlich des Übergangs der hohen Gerichte an die Stadt Zürich; «Wasserkehr- Rodel» 1734, 1748 (zeitlicher Plan der Wässerungen); Steuern für Brand- und Wettergeschädigte 18. Jh.; «Bürger- und Viehrodel » 1745 (Bestandesaufnahme des Viehbesitzes als eine Art Steuergrundlage); «Eier-Rodel» 1749; Verzeichnis betr. Viehseuche 1763 (Viehbesitzer mit Art und Anzahl des erkrankten Viehs); chronikalischer Bericht zur Hungersnot 1770/71 und Listen der Almosenbezüger; Gantverzeichnisse 1780–1798; Handrodel der Einnahmen und Ausgaben des Steuergutes 1797/1800; «Offnung der Gemeinde Rafz», Sept. 1798 (moderne Gemeindeordnung, inkl. Kirchen-, Schul-, Sitten- und Armenordnung, Verwaltungs-, Nutzungs-, Feuerwehr- und Flurwesen).

III A Jahresrechnungen

Jahres- bzw. Dreijahresrechnungen 1695–1798: Ausgedehnte Einnahmenwirtschaft an Getreide (Anbau von Roggen in Gemeinderegie, Grundzinsen) und an sog. Baugeldern (Verkauf von Bauholz aus dem Gemeindewald), Ausgaben für die Gemeinde anlässlich Martini und Bächtelistag, Behördenbesoldung; Jahres- bzw. Mehrjahresrechnungen über das Steuergut 1672–1796: Ausgaben u. a. für Patrouillengeld, Besoldungen für Harschierer und Wächter sowie Trüllmeister, auch für den Schulmeister und die Steuermeister selbst.

IV A Bände

1.1
Urbar der Grundzinsen des Spendamtes Schaffhausen zu Rafz 1684.

1.2
Urbar der Grundzinsen des Spitalamtes Zürich zu Rafz 1665.

1.3
Urbar der Grundzinsen des Schaffhauser Amtes Allerheiligen zu Rafz 1766.

1.4
Urbar der Grundzinsen der Herrschaft Eglisau zu Rafz 1639.

1.5
Urbar der Grundzinsen des Schaffhauser Amtes St. Agnes zu Rafz 1639.

1.6
Urbar der Grundzinsen des Klosters Oehningen zu Rafz 1639.

1.7
Tragerrodel der Schule Eglisau betr. Grundzinsen zu Rafz 1770.

1.8
Tragerrodel und Kontrolllisten betr. die der Landvogtei Eglisau zustehenden Grundzinsen zu Rafz, 1764 (Gemeinde als «Trager» dieses Zinses).

1.9
Urbar der Grundzinsen der Landvogtei Eglisau zu Rafz 1700.

1.10
Urbar der der Kirche Rafz zustehenden Grundgefälle 1704.

1.11
Urbar der Lehen- und Grundzinsen der Landvogtei Eglisau zu Rafz 1707.

1.12
Tragerrodel der dem Spendamt Schaffhausen zustehenden Lehen- und Grundzinsen zu Rafz 1707.

1.13
Urbar der der Gemeinde Rafz zustehenden Grundzinsen zu Rafz 1710.

1.14
Urbar der Grundzinsen der Schule Rafz zu Rafz 1713.

1.15
Urbar der Grundzinsen des Spitalamtes Schaffhausen zu Rafz 1716.

1.16
Urbar der Grundzinsen des Schaffhauser Amtes St. Agnes zu Rafz 1716.

1.17
Urbar der Grundzinsen des Spitalamtes Zürich zu Rafz 1723.

1.18
Urbar der Grundzinsen des Schaffhauser Amtes Allerheiligen zu Rafz 1740.

1.19
Urbar der Grundzinsen des Spitalamtes Schaffhausen zu Rafz 1766.

1.20
Urbar der Grundzinsen des Spendamtes Schaffhausen zu Rafz 1770.

1.21
Urbar der Grundzinsen des Spitalamtes Zürich zu Rafz 1793.

1.22
«Kauflibell und Urbar» 1674 eines vom Spitalamt Zürich von den Brüdern Siegrist erworbenen Grundzinses. (Die meisten der hier aufgeführten Urbare wurden anlässlich des Loskaufs der Grundzinsen 1819 als entkräftet der Gemeinde Rafz übergeben).

2
«Richter-Protokoll zu Rafz» 1742–1783: Notariatsprotokoll über Kauf- und Tauschfertigungen von Grundstücken sowie Hypothekarverschreibungen.

3
Protokollband: Erhobene Steuern für auswärtige Brand- und Wettergeschädigte, nebst Geld auch «Samensteuer», d.h. Sammlung von Saatgut für Wettergeschädigte, 1743–1810; Notariatsprotokoll 1753–1810.

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